Die Teilnehmer am Gedenken vor dem Rondell mit der symbolischen Urne
Die Teilnehmer*innen von Stadt und der Linken Cottbus
Frithjof Newiak

Wider das Vergessen

Gedenken der Ermordeten von Jamlitz-Lieberose

In Jamlitz-Lieberose befand sich eine Außenstelle des KZ Sachsenhausen, in dem von 1943-1945 etwa 10.000 zumeist jüdische Häftlinge aus verschiedensten Ländern litten. In der nackten Heide sollten sie unter schwerster körperlicher Arbeit den Truppenübungsplatz „Kurmark“ errichten. Kälte, Hunger, Entkräftung, die Brutalität der SS-Wachmannschaften führte zum Tod sehr vieler Häftlinge. Entkräftete, die nicht mehr „nützlich“ waren, wurden ins Gas nach Auschwitz geschickt.
Beim Heranrücken der Roten Armee wurde das Lager aufgelöst, die Mehrzahl der Häftlinge auf einen 170 km langen Todesmarsch geschickt, den die Schwächsten nicht überlebten. Wer nicht mehr gehen konnte, wurde am Straßenrand von der SS erschossen.

Die letzten im Außenlager verbliebenen 577 Häftlinge wurden am 02.02.1945 vor Ort erschossen, ihre Gebeine bei Straßenbauarbeiten in den 70-er Jahren aufgefunden, eingeäschert und auf dem Friedhof Lieberose beigesetzt. Seitdem erinnern ein Mahnmal und eine symbolische Gruft an die vielen Opfer, die es hier gegeben hat. In einem kleinen Museum kann man alles zur Geschichte des Lagers erfahren und Fundstücke aus dieser Zeit anschauen.

Dank der Unermüdlichkeit des in der Wende-Not gebildeten Vereins und ganz besonders seines Vorsitzenden Peter Kotzan konnte sich die Gedenkstätte erhalten und letztlich auch finanzielle Mittel zur dringend notwendigen Instandsetzung der Außenanlagen erkämpfen. Auch die Lausitzer Linke und die Landes-AG Netzwerk Europäische Linke (EL) beteiligte sich an der Spendenaktion zur Rettung des Mahnortes mit 300 Euro, gesammelt bei unseren Mitgliedern.

Seit Jahren schon findet am Jahrestag des Massakers, am 2. Februar, das Gedenken der Opfer statt, oft unter Teilnahme besonderer Gäste, z.B. Nachfahren ehemaliger italienischer Häftlinge und Vertreter des Landtages. Am heutigen 2. Februar musste das Gedenken im kleinen Kreis stattfinden, denn Peter Kotzan, der bisher die Veranstaltungen organisierte, war lange erkrankt.
Aber mit der Bürgermeisterin von Lieberose, Petra Dreißig, verabredeten wir uns, Cottbusser Mitglieder der LAG Netzwerk EL und der Linksjugend Cottbus, vor Ort am kleinen Museum. Im Gespräch mit ihr erfuhren wir von den Bemühungen und Absichten, den wertvollen Bestand an Zeitdokumenten, Häftlingsgegenständen und Dokumentationen sachkundig zu erhalten und zugleich den Mahnort zu erhalten. Das ist auf Dauer durch einen kleinen Verein und durch den Haushalt von Lieberose nicht zu schultern.

Bürgermeisterin Petra Dreißig und die LAG-Sprecherin Monika Schömmel sprachen am Denkmal mahnende Worte, das Leiden und Sterben von Menschen durch faschistische Willkür und Mordkalkül weder zu vergessen, noch angesichts der beängstigenden Entwicklung in unserem Land erneut zuzulassen.
Gemeinsam legten wir Blumengebinde der Stadt Lieberose und der Landes-AG Europäische Linke nieder und schmückten jede Namenstafel mit einer Rose.

Mit den bewegenden Worten Julius Fučíks aus seiner „Reportage unter dem Strang geschrieben“, mit der hochaktuellen Forderung „Menschen, Ich hatte euch lieb. Seid wachsam!“, beendeten wir unser Gedenken mit der Bekundung, in Verbindung zu bleiben.

Sonja Newiak
LAG Netzwerk EL