Otto Nagel: Mit Leidenschaft, Zorn und Hoffnung
Vor 100 Jahren reiste der Künstler und Kommunist Otto Nagel für revolutionäre Kunst durch die Sowjetunion
Heute vor 100 Jahren weilte Otto Nagel an der Wolga, über 2000 Kilometer vom heimatlichen Wedding entfernt. Es war die erste Auslandsreise des Kommunisten und Künstlers. Er kam in friedlicher Absicht, mit rund 500 Werken deutscher Künstler im Gepäck, die in der Sowjetunion gezeigt werden sollten. Nagel war der Kurator der Ersten Allgemeinen Deutschen Kunstausstellung, die 1924/25 in Moskau, Saratow und Leningrad gastierte. Ein Künstler-Autodidakt aus proletarischem Milieu als Cheforganisator, Reisebegleiter und Vermittler der ersten deutschen Kunstausstellung in Russland überhaupt! Nagel war der geeignete Mann am richtigen Ort. Er suchte den Kontakt zum fremden Publikum, führte persönlich durch die Säle, nahm an Podiumsdiskussionen teil, publizierte in der Sowjetpresse und beschritt alternative Wege der Vermittlung wie in Engels, Hauptstadt der Wolgadeutschen Autonomen Sowjetrepublik, wo er ausgewählte Werke in einer Fabrik zeigte und der Arbeiterschaft erläuterte.
Als Nagel 1926 nach Berlin zurückkehrte, waren etwa 80 Kunstwerke verkauft, darunter auch Bilder von ihm selbst. Diese Reise wurde wegweisend für Beruf und Karriere des linken Malers und Ausstellungsmachers. Er lernte dabei sowjetische Künstler kennen, die unter Stalin in die Nomenklatura aufsteigen sollten, begegnete Museumsleuten, mit denen neue Ausstellungsprojekte realisiert werden konnten … mehr

