Mexiko: »Entmenschlichende Praktiken«
Der Historiker David Dorado Romo über den Einsatz des Pestizids bei mexikanischen Wanderarbeitern lange vor dem Holocaust
Der todbringende Einsatz von Zyklon B im Holocaust ist weitreichend bekannt. Dass es zunächst als Pestizid an der mexikanischen Grenze zu den USA eingesetzt wurde, weiß kaum jemand.
Selbst in den USA wissen die wenigsten von den entmenschlichenden Entlausungspraktiken, denen mexikanische Wander- und Gastarbeiter*innen unterzogen wurden. Ideologische Grundlage dessen war stets Rassismus und das Konstrukt von »Rassenhygiene«. Mit der Rechtfertigung, dass Mexikaner*innen Läuse und mit diesen Typhus in die USA einschleppten, wurden ab 1917 Pestizide auf der Grenzbrücke Santa Fe zwischen Ciudad Juárez und El Paso eingesetzt. Ein junges Mädchen, Carmelita Torres, war die erste, die sich dagegen wehrte und die von Frauen angeführten »Bath Riots« auslöste. Denn alle Grenzgänger*innen mussten sich komplett vor den Beamten entkleiden, untersuchen lassen und Kerosinbäder nehmen. Alle abgelegten Kleidungsstücke wurden mit Pestiziden bearbeitet … mehr