Klaus Dörre: »Darauf hoffe ich: dass etwas im Verborgenen wächst«
Herr Dörre, Sie haben in Diskussionen über Klassenverhältnisse immer mal wieder erwähnt, dass Sie sich im akademischen Betrieb teilweise fremd gefühlt haben. Aus was für einem Milieu stammen Sie und wie hat Sie das geprägt?
Mein Vater war Sudetendeutscher, musste also zwangsmigrieren, meine Mutter hat nach dem Hauptschulabschluss in einer Bäckerei Mein Vater war Sudetendeutscher, musste also zwangsmigrieren, meine Mutter hat nach dem Hauptschulabschluss in einer Bäckerei gearbeitet. Es war eine erzsozialdemokratische Familie mit einer sehr rigiden geschlechterspezifischen Arbeitsteilung. Aber das Prägendste war eigentlich die Bundesbahn. Man Vater hat sich dort hocharbeiten können, vom Bauzug in den mittleren Dienst. Es war ja ein staatliches Unternehmen, das große soziale Sicherheit garantierte. Das heißt, man konnte als Beamter einen Kredit aufnehmen und ein Haus bauen. Diesem Traum des kleinen Aufstiegs wurde alles untergeordnet. Verbunden wurde das mit einer rigiden Arbeitsmoral. Man kann also sagen, dass ich zu einer Generation gehöre, die von der Bildungsmodernisierung profitiert hat. Wenn es dann irgendwo zum Eliten-Talk kam, habe ich allerdings auch gespürt, dass ich nicht richtig dazugehöre. … mehr